„Umweltbildung gewinnt vor dem Hintergrund der übergeordneten Perspektive eines Wandels zu mehr Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit zunehmend an Bedeutung. Die Ziele nachhaltiger Entwicklung, etwa gemäß der von der UN verabschiedeten Agenda 2030, erfordern somit u.a., „dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen (…)“.
Das Naturmuseum Augsburg kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Als ältestes Museum der Stadt hat es eine bewegte Geschichte hinter sich. Seit 1991 befindet sich die Sammlung und ein Planetarium als Teil des Einkaufzentraums „Augusta Arcaden“ in guter innerstädtischer Lage, hat derzeit aber kein ihrer Bedeutung angemessenes Gebäude oder Kontext, welche weitere Möglichkeiten der Umweltbildung eröffnen könnte. Ein große Chance für Augsburg bietet sich mit den Erweiterungsflächen des Botanischen Gartens Augsburg, wo derzeit mit dem „Umweltbildungszentrum Augsburg“ ein erster wichtiger Baustein einer „Umweltbildungsmeile“ entsteht.
Aufgabe ist daher der Entwurf eines Neubaus für das Augsburger Naturmuseum mit Planetarium und einer Sternwarte. Das Programm umfasst zusätzlich einen Veranstaltungsbereich „Forum“, ein Cafe/ Restaurant und pädagogische Bereiche mit Werkstattcharakter. Ein Übernachtungsbereich mit 30 Schlafplätzen bietet Raum z.B. für Schulklassen oder Erwachsenengruppen. Die Synergie aus dem Hybrid unterschiedlicher Nutzungen und dem besonderen Ort soll voll entfaltet werden. Hierzu ist eine besonders hohe Qualität der Innenbereiche, der Blickbeziehungen sowie der Kommunikationsflächen unumgänglich. Ebenso zentral ist auch die Wirkung nach außen, bei der das Gebäude selbst eine exemplarische Vorbildfunktion für zukunftsfähiges Bauen einnimmt.“
Erläuterung des Entwurfs: downUP
Grundidee des Naturmuseums mit Planetarium und Sternwarte ist die Inszenierung einer Reise – zwischen Erde („down“) und Himmel („UP“).
Gegenüber dem bestehenden Umweltbildungszentrum begeben sich die Besucher zunächst ins Erdinnere, in das im Erdreich abgesenkte Foyer mit Werkstätten. Der unterirdische Raum wird durch Lichtbänder entlang der Wände erhellt. Von dort aus beginnt ein Weg hinauf über Rampen, Stege und Aussichtsplattformen durch einen hohen Stützenwald, der einen starken Bezug zur angrenzenden Natur herstellt und auf vielfältigen Höhen Ausblicke in die nahe und ferne Umgebung ermöglicht. Am Höhepunkt dieser Reise tauchen die Besucher in einem quadratischen „Baumhaus“ auf. Hier befinden sich auf der unteren Ebene das Foyer mit Restaurant, Werkstätten und einem Veranstaltungssaal, dessen abgesenkter Boden sich nach unten aus dem Gebäudevolumen abzeichnet. Über Rampen entlang der Fassade wird die obere Etage erschlossen, auf der sich der Ausstellungsbereich befindet. Große Glaszylinder gliedern die Fläche und erlauben den Blick in den Himmel für die Sternenbeobachtung. Das kugelförmige Planetarium verbindet beide Etagen.
An der Fassade des Baumhauses ist eine Materialinnovation zu finden. Robotisch gewickelte Naturfasern, welche mit Lignin-basierten Aerogelen ausgedämmt wurden, bilden eine transluzent-transparente Fassade. Im Kontrast hierzu ermöglichen transparent verlaste Elemente den Besuchern einen unendlichen Blick über Augsburg. Zurück zur Erde geht es erneut über die Treppen des Stützenwaldes oder den Aufzug.
Zu ebener Erde befindet sich der Übernachtungsbereich mit intensiv begrünter Fassade, die das Gebäude wie aus der Erde herausgezogen erscheinen lässt. Die Giebelseiten dieses Gebäudes sind verglast, sodass die Besucher erneut einen starken Kontakt zur Natur und zum angrenzenden Wald bekommen. In der Mitte bildet ein mit Stufen abgesenkter Bereich erneut den symbolischen Bezug zum Erdinnern.